Friday, June 12, 2009

Dresdner Literaturrätsel 2009- für Erwachsene

DRESDNER LITERATURRÄTSEL 2009
- für Erwachsene -




Herzlich willkommen zum
Dresdner Literaturrätsel 2009


Liebe Literaturfreunde,

in diesem Jahr hatte ich das Vergnügen und die Ehre, den Dresdner Rätselkoffer zu packen und das Literaturrätsel zu verfassen. Eine ganz besondere Freude war für mich der Vorschlag von Frau O’Brien, der Geschäftsführerin des Dresdner Literaturbüros, in diesem Jahr die Bücher von ost- und mittelosteuropäischen AutorInnen durch Dresden wandern zu lassen.
In meinem Land, in Belarus, ist die deutschsprachige Literatur für sehr viele Menschen ein Begriff. Ich freue mich sehr, zu dem Weg in die andere Richtung etwas beitragen zu dürfen. Somit haben wir die Bücher von belarussischen, polnischen und ukrainischen AutorInnen ausgewählt. Thematisch stehen im Mittelpunkt gesellschaftliche und politische Transformationen in Ost- und Mittelosteuropa im 20. Jahrhundert, ihre Auswirkungen auf den einzelnen Menschen sowie die Reflexion über den heutigen Platz dieser Kulturen im gesamteuropäischen Raum. Im Koffer finden Sie auch Zusatzinformationen zu den betreffenden Ländern.
Ich würde mich freuen, wenn Sie sich intensiver mit den Büchern und Materialien auseinandersetzen und das Rätsel lösen. Als Lösungswort haben wir einen Namen ausgewählt, der aufs Engste mit dem Wandel im ost- und mittelosteuropäischen Raum verbunden ist.
Ich wünsche Ihnen viel Freude auf der literarischen Reise durch Belarus, Polen und die Ukraine,

Iryna Herasimovich, MOE-Kulturmanagerin der Robert Bosch Stiftung

Bitte schicken Sie das Lösungswort mit Ihrem Namen und Ihrer Anschrift bis zum 19.2.2010 an:

Förderverein für das Erich Kästner Museum / Dresdner Literaturbüro e.V.
Villa Augustin am Albertplatz
Antonstr. 1
01097 Dresden

Rätzel

1.
In ihrem autobiografischen Buch „Brennende Lichter“ beschreibt Bella Chagall ihre Kindheit in der belarussischen Stadt Witebsk, erzählt liebevoll von all ihren Familienangehörigen. Einen wichtigen Platz in ihren Erzählungen nimmt das Dienstmädchen Sascha ein. Sascha ist Russin.

Was schreibt Bella über die Einstellungen von Sascha zum Sabbat, der eines der wichtigsten Ereignisse in der Familie war?

E) Sascha war an diesem Tag besonders still, übernahm wortlos die ganze Arbeit im Haus und im Geschäft, mischte sich aber nie in die Vorbereitungen zum Sabbat ein und war an diesem Tag besonders verschlossen.
I) Am Sabbat reiste sie zu ihren Verwandten auf das Dorf und verbrachte dort auch den Sonntag. Besonders religiös war sie nicht, wollte aber aus irgendeinem vielleicht auch für sie selbst unverständlichen Grund an dem Fest der Andersgläubigen nicht teilnehmen.
A) Sascha hielt streng auf die Speisengebote und wachte über den Sabbat, als wäre das ihr Sonntag.
2.
Marc Chagall malte viele Porträts von seiner ersten Frau Bella. Ich seinem Buch „Mein Leben“ erzählt er unter anderem auch von den ersten Jahren mit Bella. Er beschreibt, wie er zum ersten Mal einen Akt von ihr gezeichnet hat:

„…Magisch taucht ein Stillleben auf vor meinen Augen.
Sie steht mir Modell.
Sie liegt, ein weißer nackter Leib wölbt sich.
Obwohl sie fast meine Verlobte war, fürchtete ich doch, mich ihr zu nähern, an sie heranzutreten, diese Herrlichkeit zu berühren.
Als ob ein Festmahl vor deinen Augen aufgetischt war.
Ich habe eine Studie von ihr gemacht und sie an die Wand gehängt…“

Was ist mit der Studie passiert?

D) Chagall hat das Bild auf Befehl seiner Mutter von der Wand entfernt und den Akt mit einem anderen Bild übermalt.
F) Das war das erste Bild, das Chagall verkauft hat. Ein wandernder Händler hat ihm das Bild für 5 Rubel abgekauft.
L) Das Bild wurde dem Vater von Bella als Beweis für das Talent ihres künftigen Mannes gezeigt. Es gab zwar einen Riesenskandal, seitdem verstand aber der Vater, dass seine Tochter den richtigen Mann für sich gefunden hatte.



3.
Der Roman „Das Salz der Erde“ von Józef Wittlin widmet sich dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, schildert die Angst, die sich unter den vielen Völkern der Donaumonarchie verbreitet, selbst in den hintersten Winkeln. Der Gestalt von Franz Josef dem Ersten, der das Kriegsmanifest unterschreibt, wird im Roman die Figur des armen, an Lues erkrankten und geistig zurückgebliebenen Huzulen Piotr Niewiadomski gegenübergestellt. Piotr putzt die Lampen und fegt den Wartesaal einer kleinen Eisenbahnstation. Piotr Niewiadomski ist aber, nach der Definition von Wittlin, ein Phantast. Deswegen nämlich lehnt er es ab, das Waisenmädchen Magda zu heiraten. Anstelle der römisch-katholischen Trauungskrone aus Goldblech träumt er von einer anderen Kopfbedeckung. Das ist:
Ü) die Krone des russischen Zaren

A) eine kaiserliche Kappe

I) ein rundes, samtenes Käppchen von Juden

4.
Der belarussische Schriftsteller Maxim Harezki war selbst als Soldat im ersten Weltkrieg. Damals verfasste er viele expressive Texte, in deren Zentrum die Geschehnisse an der Front standen. Der Schriftsteller befasste sich dabei vor allem mit den Seelenzuständen der vom Krieg betroffenen Menschen. In seiner im Band klassischer belarussischer Erzählungen „Die junge Eiche“ auf Deutsch erschienenen Erzählung „Ein Russe“ beschreibt Maxim Harezki einen Vorfall, bei dem sich ein belarussischer und ein österreichischer Soldat begegnen und „sich wie Freunde begrüßen“. Wie geht die Geschichte aus?
M) Der belarussische Soldat erschießt den österreichischen, obwohl sie ganz friedlich zusammen gesessen haben. Der Vorfall erschüttert ihn aber so tief, dass er den Verstand verliert und im Krankenhaus landet, wo er immer wieder „Ich bin Russe!“ schreit, als ob er durch diese Zugehörigkeit zu einem großen Ganzen wie der russischen Armee sein Handeln erklären will.
L) Die beiden Soldaten beginnen ein Gespräch, in dem sich herausstellt, dass sie gemeinsame Bekannte haben, weil der österreichische Soldat eigentlich aus einem galizischen Dorf in der Westukraine stammt. Die Familie des Belarussen stammt auch aus der Gegend. Die beiden gehen zu den russischen Soldaten und der „Österreicher“ gibt sich als Russe aus, der seine Truppe unterwegs verloren hat.
R) Ein Russe erwischt die beiden im Gespräch und obwohl der belarussische Soldat immer wieder „Ich bin Russe!“ schreit, erschießt er die beiden. Den Österreicher begräbt er dabei, den Leichnam des Belarussen lässt der Russe unter freiem Himmel liegen, weil ein Verräter ihm widerlicher als ein Feind vorkommt.

5.
Herausgegeben von Adrian Wanner präsentiert der Gedichtband „Der Klang von Sonnenklarinetten“ drei Dichter der ukrainischen Moderne, Tytschyna, Rylsky und Antonysch, deren Schaffen von Weltoffenheit und Experimentierfreudigkeit der ukrainischen Literatur Anfang des 20. Jahrhunderts zeugt. Die Anforderungen der sowjetischen Machthaber an die Literatur waren aber anders. Einer der drei Dichter stirbt im frühen Alter, die beiden anderen leben bis in die sechziger Jahre, müssen vor der Ästhetik des Sozialistischen Realismus kapitulieren und machen „erfolgreich“ Funktionärskarriere.

Welchem der drei Dichter bleibt dieses Schicksal erspart?

C) Pawlo Tytschyna
F) Maxim Rylsky
B) Bohdan Ihor Antonytsch


6.
Halina Poswiatowska ist polnische Dichterin, die in Polen schon längst zu einer Legende geworden ist. Während des Zweiten Weltkrieges erkrankt sie an Angina, die zu einem lebensgefährlichen Herzfehler führt. In ihrem einzigen autobiografischen Roman „Erzählung für einen Freund“, der an ihren polnischen Freund Ireneusz Morawski adressiert ist, beschreibt sie ihre Kindheit und Jugend, die sie zum größten Teil im Bett verbracht hat, ihre Ängste und Lieben, die wegen des kranken Herzens noch intensiver empfunden werden. Den Höhepunkt des Buches bildet eine gelungene Operation am offenen Herzen, die dank der Unterstützung von vielen Freunden und Verwandten in Amerika durchgeführt werden konnte.
Was macht Halina Poswiatowska nach der Operation in Amerika?

Ö) Sie kehrt nach Polen zurück und organisiert Aktionen, bei denen sie Geld für Herzkranke sammelt.
A) Sie bleibt in Amerika und wird dort zu einer der anerkanntesten Dichterinnen unter den polnischen Migranten.
E) Sie studiert in Amerika, hat dann aber Heimweh und kehrt nach Polen zurück.



7.
Wassil Bykau ist einer der bedeutendsten belarussischen Schriftsteller des
20. Jahrhunderts. Alle seine Bücher durchzieht als roter Faden ein einziges Thema. Welches ist das?
K) die Suche nach der nationalen Identität der Belarussen
R) die seelischen Vorgänge eines Menschen in einer Kriegssituation
S) die mittelalterliche Geschichte von Belarus

8.
Die zwölf Geschichten aus dem Band „In der schönsten Stadt der Welt“ von Tadeusz Rózewicz befassen sich mit dem Thema Krieg, der seine Opfer auch nach seinem Ende gefesselt hält, und den moralischen, existenziellen Fragen, die an jeden Einzelnen gestellt werden. In diesen Erzählungen spricht Rozewicz viele Tabuthemen an.

Welches Tabu wird in der Erzählung „Die Beichte“ thematisiert?

T) das Desertieren der polnischen Soldaten
N) die Vergeltung der Polen an „den Huren der Deutschen“
Q) psychische Störungen bei den ehemaligen Soldaten


9.
Im dokumentarischen Roman „Henkersknechte. Das Glück des Messers oder Lebensbeschreibungen von Hyperboreern“ rekonstruiert Ales Adamowitsch anhand von Zeitzeugenangaben die Denkweise und die Handlungsperspektive von Menschen, die im Zweiten Weltkrieg auf Befehl eines ausländischen Diktators ihre eigenen Landsleute vernichtet haben. Seinen Roman, der bis zum Ende pessimistisch bleibt, leitet Ales Adamowitsch mit den Worten eines deutschen Philosophen ein.
Das sind Worte von:

A) Friedrich Nietzsche aus „Der Antichrist“
U) Arthur Schopenhauer aus „Die Welt als Wille und Vorstellung“
O) Immanuel Kant aus „Die Metaphysik der Sitten“

10.
Die belarussische Journalistin und Autorin Swjatlana Alexijewitsch hat zwei Bücher verfasst, die anhand von Zeitzeugenangaben den Zweiten Weltkrieg in Belarus von einer bisher unbekannten Seite zeigt. Über wen erzählt Swjatlana Alexijewitsch in ihren Büchern?

Q) deutsche und sowjetische Flüchtlinge

Z) geisteskranke Menschen

R) Frauen und Kinder


11.
In der Titelerzählung aus dem Band „Silberregen. Danziger Erzählung“ lässt Pawel Huelle einen Helden, einen Deutschen, in die alte Wohnung seines Vaters im heutzutage polnischen Gdansk kommen. Herr Winterhaus versucht, die ehemals heimlich zusammengestellte Münzsammlung seines Vaters ausfindig zu machen. Viele geschichtliche Ereignisse haben ihre Spuren in den Familiengeschichten der früheren und der heutigen Bewohner dieser Wohnung hinterlassen.
Das Elternhaus des heutigen Besitzers der Wohnung, Herrn Anusewicz, ist jetzt zum Beispiel auf dem Territorium von:

D) Belarus

G) Deutschland

C) Litauen


12
Die Handlung im Roman von Olga Tokarczuk „Taghaus, Nachthaus“ spielt an einem Ort an der tschechischen Grenze, der einst deutsch gewesen und jetzt polnisch ist. Die Vergangenheit mischt sich immer wieder in den Alltag der heutigen Einwohner des Dorfes.
Im Roman wird auch die Geschichte von einer Heiligen erzählt, die als Patronin aller Veränderungen gilt. Das ist:
P) die Heilige Eufrassinja von Polozk
M) die Heilige Wilgefortis, auch die Heilige Kümmernis genannt
T) die Heilige Hedwig von Schlesien

13.
In ihrem Doppelessay „Mein Europa“ beschäftigen sich Juri Andruchowytsch und Andrzej Stasiuk von verschiedenen Standpunkten aus mit dem Raum Europa. Stasiuk widmet sich dabei den verlorenen Landschaften zwischen Polen und Rumänien, Tschechien und der Ukraine als poetischer Landvermesser. Andruchowytsch legt seinen Essay als eine Familiensaga an und ringt um die Frage, wie und ob man Vergangenheit und Zukunft voneinander befreien kann. Zeitlich beschäftigen sich die beiden am intensivsten mit dem 20. Jahrhundert.
Andruchowytsch bezeichnet das 20. Jahrhundert als:

O) Kompendium des menschlichen Leidens
I) einen idealen Lehrmeister der Verzweiflung und der Ungläubigkeit
A) Dämmerungszeit in ganz Europa


14.
In seinem Buch „Ich schwebe über Krakau“ erzählt Adam Zagajewski von seiner Studentenzeiten in dieser Stadt. Neben zahlreichen Porträts von bekannten und unbekannten Zeitgenossen schildert er auch seinen eigenen Weg zum Schreiben. Zagajewski erwähnt die Tatsache, dass er als Dichter mit „zorniger, politischer, gegen das System gerichteter Poesie debütierte“.

Wie betrachtet er diese Tatsache nach mehreren Jahren?

V) Die Tatsache ärgert ihn und er erwähnt dies nur als Warnung für die jungen Dichter, die noch nicht verstanden haben, dass die Poesie jenseits der aktuellen Lagerkämpfe angesiedelt sei.
M) Die Tatsache erweckt in ihm Stolz, weil er sich im Laufe der Jahre, die durch viele gesellschaftliche Turbulenzen gekennzeichnet waren, immer wieder davon überzeugen konnte, dass es die Aufgabe der Poesie sei, der Gesellschaft einen kritischen Spiegel entgegen zu halten.
C) Die Tatsache ärgert ihn manchmal, aber er meint, damals, Ende der sechziger und in den siebziger Jahren, konnten die jungen Poeten nicht anders schreiben. Die gegen das System gerichtete Poesie half ihnen, vom linken Automatismus freizukommen, sich von der Lüge zu befreien; sie war eine Therapie gewesen.


15.
In seinem Buch „Die reale und die imaginierte Ukraine“ versucht einer der einflussreichsten politischen Kommentatoren seines Landes, Mykola Rjabtschuk, die verwickelten Wege in der Geschichte des Landes zu schildern und dadurch die so oft widersprüchlichen Zusammenhänge in der heutigen Ukraine zu erklären. Eine wichtige Rolle spielen in diesem Buch die Einstellungen zu der sowjetischen Vergangenheit, deren Spektrum von radikaler Ablehnung bis leidenschaftlicher Nostalgie reicht. Das illustriert Mykola Rjabtschuk auch mit vielen Beispielen.
„Im Juli 2004 fühlten sie die Einwohner der Gemeinde Welyka Synjawa in der Region Chmelnyzkyj von den Mediennachrichten von Ronald Reagan so betroffen, dass sie sich kurzerhand entschlossen haben, eine Straße nach ihm zu benennen. Das schwierige Problem war, zu entscheiden, welche Straße zu Ehren des verstorbenen amerikanischen Präsidenten, der so viel zum Niedergang der Sowjetunion und folglich zur Unabhängigkeit der Ukraine beigetragen hat, umbenannt werden soll…“
Welche Straße wird umbenannt?

G) Die Straße mit dem totalitär-kommunistischen Namen, die Leninstraße, weil man sich von der sowjetischen Vergangenheit auf solche Weise distanzieren will.

N) Die Marx-Straße wird umbenannt, weil man ihn für den Urvater des Kommunismus hält. Die Lenin-Straße bleibt dabei erhalten.

K) Alle kommunistischen Straßennamen, wie die Lenin-Straße oder die Oktoberrevolution bleiben erhalten, dafür wird eine der vier „unschuldigen“ Straßen umbenannt, die zu Ehren der örtlichen Zuckerfabrik heißen.


16.
Der Roman „Feldforschungen über ukrainischen Sex“ von Oxana Sabuschko erzählt eine Liebesgeschichte von einem Maler und einer Dichterin in der postsowjetischen Ukraine. Durch das Prisma ihrer Hauptfiguren zeigt Sabuschko aber ihren Lesern die ganze tragische Geschichte der Ukraine und ihre Spuren in den Seelen und Körpern einzelner Menschen.
Die beiden Figuren bezeichnet die Autorin mit böser Ironie als krank. Dem Maler stellt sie die Diagnose „autistischer Psychopath“.
Wie bezeichnet sie die Heldin, die in dem Roman in der Ich-Perspektive erscheint?

I) National-Masochistin

Ä) masochistische Psychopathin
E) psychopathische Nationalistin
17.
Andrzej Stasiuk erzählt in seinem Buch „Dojzland“ von vielen Reisen eines Literaten durch Deutschland. Der Erzähler hat ein scharfes Auge für alles, was es an Besonderem in Deutschland gibt, beschreibt alles mit provokantem Humor und legt viele von den geläufigen Stereotypen offen. Aus Sicht des Erzählers kann man nach Deutschland nicht locker fahren.

Als was bezeichnet Andrzej Stasiuk das Reisen nach Deutschland?

Ü) Reise in die polnische Kehrseite
E) Psychoanalyse
A) Wanderung durch die geheimsten Träume eines sozialistischen Bürgers


18.
In seinem Buch „Minsk. Sonnenstadt der Träume“ erklärt Artur Klinau die belarussische Hauptstadt Minsk – architektonisch, geschichtlich und menschlich – indem er die Stadt als ein von der sowjetischen Regierung konzipiertes Tor nach Moskau, zu der Hauptstadt des „Landes des Glücks“, der großen kommunistischen Utopie, darstellt. Der nach Moskau Reisende bekam Fassaden von prächtigen Palästen, breite Straßen und Statuen von „Göttern“ wie Lenin oder Marx zu sehen. Hinter den Fassaden spielte sich aber ein anderes, reales Leben ab. Ein solcher Ort war für den Autor die Akademie des einstigen Dissidenten Kim. Das war:

D) Kims Krankenzimmer in der Psychiatrieabteilung, wo er noch zu sowjetischen Zeiten hingesteckt worden war und dann nicht raus kam, weil er niemanden mehr „draußen“ hatte.

K) Kims Arbeitszimmer in der Akademie der Wissenschaften, wo er als Assistent arbeiten durfte, weil er für viele der berühmten Wissenschaftler ihre Dissertationen geschrieben hat.

W) Kims Wohnung, wo zu jeder Zeit verschiedene interessante Menschen zusammenkamen.


19.
Im Roman von Ljubko Deresch „Kult“ kommt der Biologiestudent Jurko Banzai als Referendar an ein College in der kleinen Karpatenstadt Midni Buki. Seine Liebesgeschichte mit der Schülerin Daria Borges, sein steigendes Interesse für verschiedene spirituelle Praktiken und die Nachtseite der Welt entwickeln sich auf dem Hintergrund des bunten College-Lebens. Mit viel Humor und Lebendigkeit beschreibt der damals 17-jährige Autor die College-Gesellschaft und bietet seinen Lesern eine sehr systematische Analyse verschiedener Gruppen jugendlicher Subkulturen an. Die zwei wichtigsten wären dabei die „Tschuwaky“ und die „Pazany“. Früher waren „pazan“ und „tschuwak“ einfach Anreden gewesen, jetzt sind das Euphemismen für:

I) „formal“ und „freak“
O) „jung“ und „alt“
E)„Streber“ und „Schnarchnase“


20.
Zbigniew Hintz, der Hauptheld des Romans von Zbigniew Mentzel „Alle Sprachen dieser Welt“, hat viele biografische Elemente mit dem Autor gemeinsam. Der Roman spielt an einem einzigen Tag, in dessem Verlauf der Held sich an sein Leben erinnert; dabei steht sein gescheitertes Ringen um die Sprache als Möglichkeit, seinen Weg in der Welt zu finden und seine Innenwelt begreifbar zu machen, im Zentrum der Erinnerungen. In vielen der ihm aus eigener Erfahrung bekannten Bereiche lässt Zbigniew Mentzel seinen Helden wirken.
Was haben Mentzel und sein Held aber nicht gemeinsam?

L) Geldverdienst mit Börsenspekulationen
C) Arbeit in einem Londoner Exilverlag
S) Journalistische Tätigkeit

21.
Ilma Rakusa schreibt über den belarussischen Dichter Ales Rasanau: „Zu entdecken ist ein Dichter von großer Vielfalt und Konsequenz. Allein schon die Genres machen hellhörig: gleichnishafte Prosaminiaturen, genannt Versetten; narrative, zu meditativen Gedichtzyklen zusammengefasste Poeme; sprachspielerische „Quanteme“ und heikuhafte „Punktierungen“. Zu welcher Gattung gehören die Texte aus dem Buch „Das dritte Auge“, zum Beispiel:

Eine Mauer in der Stadt:
Aus den Öffnungen
zielt die Vergangenheit.

C) Versetten

Z) Punktierungen

K) Quanteme

No comments: